Zahlreiche bunte Diagramme belehren angehende Publisher im Netz über den vermeintlich perfekten Veröffentlichungszeitpunkt von Inhalten auf den verschiedenen Sozial-Media-Plattformen. Tatsächlich verhilft ein Blick auf die Tageszeit manchem Content zu mehr Reichweite und User-Engagement. Aber ist die exakte Viertelstunde wirklich ausschlaggebend? Lesen Sie hier, worauf es bei welcher Plattform ankommt.
Vorschläge und Strategien zum idealen Posting-Zeitpunkt in den Sozialen Medien sind so zahlreich wie die Experten selbst. Mittags unter der Woche sagen die einen, die anderen halten dagegen: Zwischen 13 und 16 Uhr und dann noch mal ab 18 Uhr bis in den Abend hinein sei die beste Uhrzeit für das Absetzen eines Facebook-Beitrages. Nicht zu vergessen der Samstag, da seien die meisten User zuhause erreichbar – und natürlich sähe das auf anderen Netzwerken ganz anders aus, wissen die Spezialisten.
Content-Planung zwischen sauberer Statistik und Panikmache
Sicherlich beruht so mancher Vorschlag auf klugen Überlegungen, auf Erfahrungswissen und sogar auf breit angelegten Auswertungen. Doch ist die Schnittmenge aller Ideen so gering, dass der unbedarfte Content Manager aus den Netzfundstücken keine vernünftigen Ableitungen für seine redaktionelle Praxis treffen kann. Hinter besonders komplexen Handlungsempfehlungen steckt häufig genug ein geschäftstüchtiger Anbieter kostenpflichtiger Planungslösungen, der performance-hungrige Content-Verantwortliche erst verunsichern und dann vertrieblich angehen möchte.
Dieses Vorgehen ist so wenig symphatisch, wie der sekundengenaue Content-Countdown praxistauglich ist. Auf die Minute kommt es nun wirklich nicht an. Das Geld für eine Schweizer Präzisionsuhr können sich betriebliche Redaktionen somit weiterhin sparen. Einige Faustregeln erscheinen jedoch sinnvoll und sind hier nachfolgend aufgeführt.
Facebook – Reichweite gegen Geld
Auf Facebook fechten Firmen einen harten Kampf um die Aufmerksamkeit der 2,3 Milliarden monatlich aktiven User aus. Mehr als 50 Millionen Seiten mittelständischer Unternehmen zählt das soziale Netzwerk inzwischen. Kürzlich hat Facebook zudem seinen Algorithmus umgestellt, der definiert, welche Inhalte den Nutzern angezeigt werden. Posts von persönlichen Freunden tauchen jetzt häufiger in der Timeline des Users auf, die Inhalte von Firmen und Organisationen hingegen seltener. Diese Änderung ist ein Umsatzbooster für Facebook, das relevante Reichweite nur noch gegen bare Münze garantiert. Der Werbetreibende adressiert mit seinem Budget dann aber auch jene rund 40 Prozent aller Nutzer, die keinerlei Likes an Markenseiten vergeben und daher ohne Invest schon zuvor nicht erreichbar waren.
Neben allen kleinteiligen Statistiken gilt die Faustregel, dass Facebook-Posts zwischen 9 und 15 Uhr gut ankommen (Quelle: Hubspot), insbesondere dann, wenn sie am Donnerstag oder Freitag veröffentlicht werden (Quelle: quicksprout). Interessant sind auch die Empfehlungen zur Postingfrequenz. Sie reicht von vier monatlichen Posts je Social-Media-Kanal bis hin zur mehrfach täglichen Massenbespaßung.
Der beste Tweet-Zeitpunkt? Im Ernst?
Nach dem Hinauszwitschern ist ein Tweet rund zwölf Minuten lang für die eigenen Follower sichtbar, bevor ihn die Contentflut anderer Publisher die Timeline hinabspült. Sind diese zwölf Minuten nun besser vormittags oder nachmittags platziert? Angesichts des augenblicklichen Tweet-Verschwindens in die 240-Zeichen-Versenkung kann man trefflich über die Sinnhaftigkeit dieser Überlegung streiten, zumal der eigene Tweet tagsüber immer irgendjemanden der geschätzten fünf bis zwölf Millionen aktiven Nutzer hierzulande erreichen wird. Die Zahl seiner weltweiten monatlich aktiven Nutzer (MAU) gibt der Microblogging-Dienst sogar mit mehr als 300 Millionen an.
Twitter: morgens, mittags, abends
Entsprechend großzügig identifiziert eine Meta-Analyse verschiedener jüngerer Untersuchungen zum idealen Veröffentlichungszeitpunkt auf Twitter wochentagsunabhängig den Zeitraum zwischen 8 und 10 Uhr, von 11 bis 13 Uhr und zwischen 17 und 18 Uhr. Blog2Social erklärt die gute morgendliche und abendliche Interaktion mit Pendlern im Berufsverkehr und bestätigt einmal mehr die hohe B2B-Relevanz der Microblogging-Plattform. Diese Interpretation legen auch die Parallelen zu den rein Business-getriebenen Plattformen wie Xing und LinkedIn nahe.
Xing und LinkedIn: Business as usual
Parallel zum Arbeitsbeginn und zum Feierabend verschickte Unternehmensnachrichten entfalten auf Xing und LinkedIn ihre größte Wirkung. Content-Kuratoren tun also gut daran, ihre wichtigen Botschaften auf den beiden großen Business-Portalen zwischen 8 und 10 Uhr oder zwischen 16 und 18 Uhr einzupflegen. Laut Blog2Social erzielen zudem Beiträge, die donnerstags veröffentlicht werden, die größte Sichtbarkeit. Anmerkung: Beide Netzwerke beanspruchen für sich, Mitglieder aus 200 Ländern zu vernetzen. Angesichts der 193 von den UN anerkannten Staaten ist das mehr, als erfahrene Content-Redakteure erwarten würden.
Instagram: Bild Dir Deine eigene Meinung!
Den idealen Posting-Zeitpunkt auf Instagram gibt es nicht – zumindest nicht für Firmen mit den üblichen Dienst- und Öffnungszeiten. Die Instagram-Marketing-Experten von Hopper HQ haben im Herbst 2017 1,2 Millionen Instagram-Posts ausgewertet. Nach ihrer Statistik ist unter der Woche die beste Zeit abends zwischen 18 und 19:30 Uhr sowie am Wochenende gegen 11 Uhr vormittags. Analytische Schwierigkeiten bereitet allerdings die instagramtypische Heterogenität der eigenen Followerschaft. Weil bei Instagram das Bild im Mittelpunkt steht, spielt die Sprache eine untergeordnete Rolle. Entsprechend international und über den Erdball verteilt stellt sich die Gefolgschaft eines Accounts dar – und irgendwo auf dem Globus ist es eben immer zwischen 18 und 19:30 Uhr.
Fazit
In erster Linie bestimmt die Content-Qualität den Erfolg, und weniger der Sonnenstand. Abseits der eruierten Zahlen muss jeder Content-Publisher seine eigenen Erfahrungen machen und die Vorlieben seiner Fans und Follower antizipieren. Sich auf minutengenaue Vorgaben aus schwer überprüfbaren Quellen zu verlassen, wäre genauso falsch, wie es fahrlässig wäre, nicht nach Peaks und zielgruppenspezifischen Zusammenhängen Ausschau zu halten. Wenn sich Unternehmen bei ihrer redaktionellen Planung grob an die gesellschaftlich etablierten Zeiten halten, wird ohnehin die Qualität des Contents den größten Impact auf das User Engagement haben.
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